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freiheit ist dort

freiheit ist dort, wo die idee, das wunderbare entsteht.

ich sitze unter freiem himmel bei einem cafe. da ich ihn nur schwarz trinke, wird er von mir niemals mit milch vergewaltigt. ich weiß nicht, warum die meisten frauen milchcafe oder cappuccino trinken. es gibt natürlich auch ausnahmen. ich kenne nur eine. und sie ist einzigartig.
 
der blaue himmel beobachtet mich sanft mit fragendem wolkenblick: warum ich ihn nicht mit meiner malerei ausfülle oder den gemalten stoff nicht über ihn spanne? ich zünde eine zigarette an, rauche und denke nach. er hat eigentlich recht. ich bin noch nie auf diese idee gekommen und sie gefällt mir.
 
ich versuche nun meine erinnerungen und begegnungen zu schärfen, ohne schleifpapier zu benutzen.
da ich nicht genau weiß, ob diese erinnerungen und begegnungen mich bei der gestaltung dieses bildes unterstützen oder mir helfen können. ich glaube nicht. aus diesem grund müssen sie nicht so scharf sein. da ich mich mit der realität, was meine erinnerungen und begegnungen angeht, nicht beschäftigen möchte. außerdem male ich abstrakt.

ist die realität unser leben? mit freuden und enttäuschungen?
oder mit verpassten möglichkeiten? oder ist die realität unsere persönlichkeit?
die mit einigen teilen und passagen uns beschäftigt und uns nicht in ruhe lässt, uns als unser schatten folgt.
über deinen schatten springen – heißt auch über deine realität springen?
 
ist die realität an sich die malerei, die wir selbst ausgemalt haben, mit all den farben und formen: auf dem wege zum glück, auf der suche nach dem glück zu sein, mit fröhlichen und auch mit traurigen liedern?
 
ist die realität dort, wo ich lebe oder wo ich geboren bin?
 
ist die realität das herz eines menschen, das zu achten und lieben ich gelernt habe?
sind es die überraschungen und freuden des tages…?
 
entkommen oder entfremden sich unsere gedanken unter den realitäten, wenn man sie abstrahiert in die wunschvorstellungen schiebt. ich weiß nur, wenn ich meine gedanken aufschreibe, entkommen sie mir nicht, egal ob sie abstrakt oder realistisch gedacht oder ausgemalt sind.
meine wunschvorstellungen sind, wie ich die dinge betrachte, wie ich sie sehe, aus meiner sicht heraus. das sind meine eigenen persönlichen sichtweisen, eigene interpretationen. eigene welten.
als schöpfer dieser sichtweisen, interpretationen, die bilder der schönheiten, die die realität als fremdwort annehmen und sie nicht akzeptieren, frage ich mich ob man das recht hat, mich auszufragen, ob ich am rande meiner realitäten lebe, ob die realität draußen vor meiner haustür bleibt, ob ich mich schütze? schützen wovor?
wenn maler zu sein eine realität ist, dann ist es eine hübsche realität, die mir herzlich und leidenschaftlich willkommen ist. jeder ist frei unter dem begriff realität – sie abzulehnen oder sie auszuleben.
 
ich versuche nur, strebe danach den widerspruch zwischen geist und nichts zu ergründen, zu erfahren: nichts als schönheit. und die schönheit als realität, als nichts.
die ansammlung der einfachheit, deren klarheit und transparenz, die leichtigkeit, die wärme, die die schönheit mit wenigen worten und linien beleben, ausleben lassen.
jede schönheit an ihrem platz ist an sich schön. die art und weise, wie man sie betrachtet, anfasst, ist die kunst – die kunst des liebens.

die darstellung der schönheit als abbild, interessiert mich nicht. die schönheiten kann man nicht abbilden, genauso wie die natur. ich möchte sie betrachten, anfassen. auch wenn sie nicht erreichbar sind, als momentaufnahme erleben.
aus der entfernung, aus der ferne betrachten, lieben – ist besondere, außergewöhnlich- hübsche leidenschaft, ohne zu leiden:
freude der existenz.

erinnern wir uns an unsere kämpfe gegen uns selbst und gegen unsere leidenschaften:
ein wettlauf. auf der suche nach farbe und form: leben in bildern – bilder im leben.
die art, das leben zu gestalten, ist nicht weit entfernt von der malerei. von farbe, form und zeichnung.
durch diese drei elemente entsteht die komposition. unsere komposition, unser leben.
freude und leidenschaft in erwartung mit höhen und tiefen – abstrakt und realistisch:
existenz der freude.

sind wir die verrückten zeugen des alltags? tagfalter und fledermäuse der nacht?
die hingebung dringt in den alltag als engel und sät uns in durchwirktem taft mit kraft, den genusseffekt der bilder. da fühlt sich der alltag schon unsicher und die frage wird dann überflüssig, wie gesund der alltag sei, mit oder ohne realitäten?
ja, wir lüften den alltag durch unsere bilder und poesie, wir erfüllen seine wünsche, damit er mit seinem licht und schatten uns anlachen und sagen kann: eure gedanken in den worten und in den bildern…ich höre sie, die fröhlichen herzenslieder: ihr, kinder der ungewöhnlichen liebe.
 
es gibt andere beziehungen als das wirkliche, die der geist erfassen kann, wie phantasie, traum, freude, wahrnehmung, glück…das bedeutet, dass das wesen der dinge in keiner weise an ihre realität gebunden ist. egal, auf welchem wege oder umwege sie zum vorschein kommen: als tag- oder nachtträume.
ob poetisch oder malerisch, ob ein wort oder ein punkt.
oder ob sie auf der schwelle des schlafs entstanden sind, ob sie die inspiration von der natur bekommen oder von der liebe…es ist etwas wunderbares.
ich komme wieder auf den anfang zurück: die freiheit ist dort, wo das wunderbare entsteht.
die einsamkeit der dinge wird poesie der teilnahme, in wort und bild.
 
träume, träume, träume…
lustige, traurige, bunte.
träume in morgenröten des morgenmantels.
träume auf den weißen linien der straßen.
träume auf den buchstaben des glücks, auf den tränen der empfindsamkeit, auf den lippen der liebe.
träume auf den zeichen der aufmerksamkeit.
und mein traum in zwei träumen.
 
nicht die musik im café, sondern
die wörter bewegen, erreichen mich, wie die wolkenbilder am himmel.
der himmel wirkt auf dem grunde des vorabends als inspiration der natur.
 
ich bewege mich zu meiner sehnsucht.

léan
27.9.13